Es war eine schwierige Entscheidung für mich: sollte ich nach meinem Volontariat eine Vollzeit- oder doch lieber eine Teilzeitstelle anstreben? Mehrere Monate trug ich diese Entscheidung mit mir herum.
Ich möchte ehrlich sein: neben der Arbeit den Bachelor zu schreiben, die Schreibnacht zu betreuen, sich um Hund & Haushalt zu kümmern und dann auch noch Freundschaften zu pflegen… Es gab mehr als einen Tag, an dem ich nur wenige Stunden Schlaf fand. Ganz zu schweigen von meinem liebsten Hobby, dem Schreiben, das unter meinem Lebensstil deutlich litt, wie ihr leider bestimmt gemerkt habt.
Im letzten Jahr war ich überdurchschnittlich häufig krank, hatte mit gehäufteren Migräneattacken zu kämpfen und bin regelmäßig verzweifelt.
Gegen einen Teilzeitjob sprach natürlich das geringere Gehalt. Die Mieten in München sind teuer, Tierarztkosten hoch und irgendetwas soll die kleine Fellnase ja auch noch essen – und zwar nicht unbedingt billiges Futter, das für seine Gesundheit gerade förderlich ist.
Außerdem überlegte ich lange, wie das wohl im Lebenslauf aussehen würde; ein Teilzeitjob direkt nach der Ausbildung? Waren Sie faul, Frau Jäger? Nicht motiviert genug? Fehlender Ehrgeiz?
Außerdem ist ein Teilzeitjob in der Buchbranche nicht so einfach zu finden.
Letztendlich waren das Schreiben und die Schreibnacht die entscheidenden Faktoren. Ich wollte mich mehr mit meiner Leidenschaft beschäftigen können. Obwohl ich meinen Job liebe, möchte ich mehr Zeit mit meinen Romanen verbringen können. Häufiger in meine Welt abtauchen. Und letztendlich meinem großen Traum hinterher jagen: einmal vom Schreiben leben zu können.
Von 39 auf 30 Stunden in der Woche zu reduzieren war hier der erste Schritt für mich.
Seit dem 01.02.16 arbeite ich nun mit der reduzierten Stundenanzahl.
Am besten lasse ich die Zahlen sprechen:
Ziel: 10.000 Wörter
Geschrieben: 18.404 Wörter in 16 Tagen
Überarbeitet: 2 Tage
Höchste Wortzahl an einem Tag: 4.010
Ich habe demnach zwar einen Tag weniger geschrieben, aber 8.000 Wörter mehr zu Papier gebracht!
Wie ich mir diesen Unterschied erkläre? Ganz einfach: seit ich jeden Tag weniger arbeite, habe ich unter der Woche mehr Zeit, mich um die Dinge des Alltags zu kümmern: Putzen, Kochen, Einkaufen, Nachhilfe, SCHLAFEN.
Der letzte Punkt ist vermutlich der Hauptgrund. Da ich unter der Woche nun meine 6-8 Stunden Schlaf (davor waren es 2-4 Stunden) bekomme, liege ich am Wochenende nicht mehr vollkommen fertig im Bett und kann mich ausgiebigen Schreibsessions widmen. Meine Kraftreserven sind aufgetankt und ich fühle mich viel kreativer und motivierter.
Doch auch unter der Woche komme ich häufiger zum Schreiben, denn obwohl ich im Februar einen Tag weniger geschrieben habe, möchte ich in Erinnerung rufen, dass ich im Januar eine Woche frei hatte.
Neben dem höheren Schlafpensum, spielt sicher auch mein schlechtes Gewissen eine Rolle: ich habe meine Stunden reduziert, um zu schreiben und an der Schreibnacht zu arbeiten.
Glücklicherweise gehöre ich zu den Menschen, die sich selbst ganz gut in den Hintern treten können – und was ist ein besserer Arschtritt als die Erinnerung daran, dass ich weniger Geld verdiene, um meinen Traum zu verfolgen? Wenn ich das nicht tun würde, wären Zeit und Geld verschwendet; ein Gedanke, den ich nur sehr schwer ertrage. Also haue ich in die Tasten bis sie Glühen…
Damit ich das Büro mit gutem Gewissen jeden Tag um 15 Uhr verlassen kann.