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Konzert-Review: Bosse in der Freiheizhalle (München) oder auch: wie ich zur Musik fand

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Vorgeschichte

Heute erlebt ihr auf meinem Blog mal einen etwas anderen Beitrag. Kino-Reviews habe ich schon häufiger geschrieben, nicht wirklich regelmäßig, aber doch immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, etwas loswerden zu müssen.
Zu Musik habe ich ein sehr gemischtes Verhältnis; kurzum: ich bin ein absoluter Musik-Noob. Wirklich. Bevorzugt höre ich Disney-Soundtracks unter der Dusche und am Morgen in der Ubahn höre ich jeden Tag dasselbe Album. Seit… Ca. 6 Monaten. Auf der Rückfahrt auch. Ebenso beim Einkaufen.
Musik macht mich unruhig und es fällt mir wahnsinnig schwer, mich auf neue Töne einzulassen. Am schlimmsten ist es für mich, Liedern ohne Gesang zu hören. Ich wünsche wirklich, es wäre anders. Mein bester Freund ist leidenschaftlicher Musiker und auch mein Freund ist ein wahrer Musik-Nerd. Er hat mehr Ahnung von Musik als ich von Büchern, kein Scherz.

Meine Freundinnen verzweifelten regelmäßig auf Partys, wenn ich den angesagtesten neuen Hit nicht kannte und ich selbst stand stets etwas ratlos auf der Tanzfläche, während alle anderen grölten.

Da ich ein sehr textorientierter Mensch bin, konnte man mich schon immer am ehesten mit gutgemachten Texten zur Musik locken. Im Oktober letzten Jahres entdeckte ich dank meines Freundes Bosse für mich. Eher durch einen unglücklichen Zufall, da er mich fragte, ob wir nicht im März gemeinsam auf ein Konzert gehen wollten und ich zusagte, ohne mir groß Gedanken darüber zu machen.

Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass Konzerte für mich einen absoluten Ort der Verdamnis darstellten. Laut. Menschen. Viele laute Menschen. Schweiß. Musik. Lange wachbleiben. Gedränge. Im schlimmsten Fall sogar Konversationen. Eine weitere meiner negativen Eigenschaften: ich bin extrem überfordert, sobald ich mich außerhalb der Bücherwelt bewegen muss. Mit Autoren, Bloggern und Lesern komme ich sofort gut ins Gespräch und rede dann auch gerne über etwas anderes als gedruckte Wörter; aber sobald ich mich in ein Gebiet begebe, auf den ich fürchte, als Autorin die Außenseiterin zu sein… Nun. Vermutlich Nachwirkungen aus meiner Jugend, als Lesen als uncool und Schreiben als lächerlich galt.

Jedenfalls hatte ich ziemliche Panik, aber ich wusste, dass ich es mit meinem Freund an meiner Seite durchstehen würde. Für mich gilt seit einigen Jahren:


Du hast Angst vor etwas? Dann tu es erst recht!
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Bosse?

Bosse. Musik, die mich erstaunlich schnell begeistern konnte. Einerseits, da ich dank meines Freundes bei den Liedern an gemütliche Abende auf der Couch dachte, andererseits, da ich die Texte liebte.
Eine Mischung aus Melancholie und Hoffnung. Oft ein Hauch von Schmerz, meistens Hoffnung.

Meine Top 3
1. So oder so

2. Schönste Zeit

3. Brillant

Das Konzert

Datum: 03.03.16
Start: 20 Uhr
Ort: Freiheizhalle München

Die Halle öffnete um 19 Uhr ihre Pforten und nachdem wir uns zuerst etwas verirrt hatten, fanden wir um 19:30 Uhr schließlich dorthin. Nach einer extrem kurzen Wartezeit konnten wir die Location bereits betreten, ohne draußen frieren zu müssen. Für den Fall der Fälle hatten die Veranstalter riesige Schirme vor der Tür platziert, die vor allem von den Rauchern dankend angenommen wurden.

Wir kamen in einen Vorraum mit bequemen Sofas, einer Bar, einem kleinen Merchandise-Stand sowie einer langen Menschenschlange. Wer zur Garderobe wollte, brauchte Geduld. Also beschlossen wir, unsere Jacken mit reinzunehmen, was im Nachhinein ein großer Fehler war.
Bevor der Hauptact die Bühne betrat, lauschte das Publikum Valentina, die nicht nur Keyboard und Gesang in der Band übernimmt, sondern auch selbst Lieder schreibt. Die Wartezeit danach war… Etwas zäh. Man merkte, wie die Menschen ungeduldig wurden und es war das erste Mal an diesem Abend, dass meine Hand seine suchte, um sich nicht ganz so verloren zu fühlen.
Doch sobald Bosse die Bühne betrat, vergaßen die Leute ihren Unmut und schon beim ersten Lied wurde laut mitgesungen und getanzt. Glücklicherweise hatte ich einen Gentleman an meiner Seite, der meine Jacke nach ca. drei Liedern nach unten brachte.
Und obwohl ich für einige Minuten allein in der Menge stand, Musik auf mein Trommelfell prasselte und ich immer wieder angerempelt wurde, konnte ich eines tun: Tanzen und Singen. Dinge, die ich normalerweise höchstens beim Aufräumen tue, während mein Hund mich verwirrt anstarrt.

Vermutlich lag es an Axel Bosse selbst: ein charismatischer Mann, dem man die Liebe zu dem, was er tut, in jeder Silbe anmerkt. Er hat Spaß am Singen und er feiert gerne mit seinen Fans. So schenkte er einem sehr, sehr jungen und textsicheren Mächen, das er im Publikum entdeckte, einen Jutebeutel voller Merchandise (“SO VIEL IN DEN BEUTEL PASST!”) und kam für ein Lied in die Menge, um mit einem zufällig ausgewählten Zuschauer zu singen.
Bei jedem Song gab er alles und animierte zum Singen, zum Tanzen und Springen. Knapp 2 Stunden später war das Konzert leider vorbei. Ich war vollkommen durchgeschwitzt, hatte kaum Stimme und war unendlich müde.Trotzdem war ich unendlich glücklich.
Danke, Bosse.

Fazit:
Bosse live? Lohnt sich zu 100%!


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